Tag 6

6. Tag – Montag, 27.10.2008     –     Reiebericht anhören und nebenher die passenden Bilder anschauen ?

 

Fahrt mit dem Shinkansen nach Hiroshima

Der Abschied vom Fuji-San und unserm Busfahrer fällt schwer. Der Berg zeigt sich von seiner besten Seite und unser Busfahrer ist ein richtig lieber Kerl. Unser nächstes Ziel ist der Bahnhof in Fujiyakone. Es scheint die Sonne, unglaublich, aber es scheint tatsächlich das erste Mal seit wir in Japan sind die Sonne.
Als wir auf dem Bahnhof ankommen, gibt es gleich die erste Überraschung – für manche war das mit großer Sicherheit ein Schreck. Die Züge bremsen hier nicht ab und so donnern die Shinkansen mit 300 km/h durch den Bahnhof, ein paar Meter von der Wartezone entfernt. Das erste Mal bin ich froh, dass ich um die 90 Kilo wiege. Meine Kinder würde ich festbinden. Das ist ja der Wahnsinn. Gleich fahren wir mit so einem Donnerteil – geil. Alle 6 Minuten fährt hier ein Shinkansen weg, die haben kürzere Intervalle als wir mit unserer bescheidenen S-Bahn.
Auf dem Weg nach Hiroshima kommen wir über Kyoto und Osaka. In der ganzen Ebene nur Gebäude über Gebäude. Das ist schon ganz schön krass! Nun freuen wir uns aber auf Hiroshima mit allem was da noch an Eindrücken kommt. Bei über 300 km/h habe ich jetzt 45 Minuten lang den Bericht weitergeschrieben auf dem Netbook, jetzt kreiseln die Augen und ich mache eine Pause.
Bevor wir Hiroshima erreichen, machen wir noch einen Abstecher in Himeji. Mit dem Shinkansen geht das alles recht schnell.
In Himeji haben wir die Möglichkeit, einen japanischen McDonalds auszuprobieren. Diese Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen und werden auch angenehm überrascht. Der BigMac schmeckt wie bei uns, beim McRib muss man diverse Abstriche machen – wo gibt es denn sowas: Mayonnaise auf dem McRib. Aber egal, wir werden satt und retten uns gerade noch rechtzeitig zum vereinbarten Treffpunkt.
Nun geht es in Richtung Burg-Besichtigung. In Himeji steht nämlich eine von 12 original erhaltenen Burgen, die nicht eingenommen und dem Erdboden gleichgemacht wurden. Auf abenteuerlichen Stufen geht es hinauf bis unters Dach. Von dort haben wir eine tolle Aussicht auf die Umgebung. Trotz der Tatsache, dass Baustoffe im 16. Jhd. in Japan Mangelware waren, macht die Burg einen sehr schönen und vor allem soliden Eindruck.
Nach der Besichtigung geht es zurück zum Bahnhof. Vielleicht sollte man mal erwähnen, dass es überall öffentliche Getränkeautomaten gibt, aus denen man heißen Kaffee in Blechdosen ziehen kann. Anfangs noch etwas skeptisch, stellen wir schnell fest, dass der Kaffee geschmacklich sehr lecker ist, und so wird es fast zum Dauerzustand, dass man uns mit Kaffeebüchsen in der Hand umherirren sieht.
So, nun geht es zur letzten Etappe des heutigen Tages. Ab nach Hiroshima zum SunRoute Hotel. Auch dieses Hotel übertrifft unsere Erwartungen – und unsere Koffer sind gut angekommen, welche Freude ;-).
Das Hotel liegt genau neben dem Friedenspark und das ganze Areal gilt als „heiliger“ Bezirk. Entsprechend sauber ist der ganze Bereich und es raucht niemand öffentlich, dazu muss man zB in einen der vielen Spiele-Salons.
Doch erst mal gehen wir gemeinsam Abendessen. Ein angenehmes Lokal erwartet uns und wir bekommen die günstige Spezialität von Hiroshima. Okonomiaki – bei uns würde man sagen „alles aus der Küche zusammengewürfelt“ oder auch „Reste-Essen“. Wir bekommen eine Mischung aus Eier, Nudeln, Gemüse, Fisch und Fleisch, das Ganze angebraten – eine feine Sache, die den verwöhnten europäischen Gaumen sehr erfreut, Da ich ständig im Wachstum bin, komme ich nicht umhin, unserem Reiseleiter ein Drittel seines Essens abzuknöpfen. Ein Zeichen dafür, dass es besonders gut schmeckt – und er ist außerdem satt, sonst hätte er diesen Anteil vermutlich nicht kampflos hergegeben.
Frisch gestärkt gehen wir noch ein wenig bummeln und bleiben prompt in einem Spielesalon hängen. Das Kind im Manne wird wach, und so wandern einige Jen in verschiedene Baller- Automaten. Danach werfen wir noch einen kurzen Blick in einen der Glücksspiel-Salons. Obwohl diese verboten sind, gibt es sie und es wird auch fleißig gespielt. Der Japaner ist ja nicht dumm, und so bekommt man als Gewinn kein Geld sondern Sachwerte ausgehändigt, die man dann um die Ecke in speziellen „Shops“ gegen Bares eintauschen kann. Der Besuch ist kurz, da hier ein ohrenbetäubender Lärm herrscht, der einen in kürzester Zeit in den Wahnsinn treibt. Wir wissen nicht, wie das die Japaner aushalten! Man wird im Laufe der Zeit entweder resistent oder gehörlos.
Ganz alleine und ohne Karte und Kompass schlagen wir nun den Weg in Richtung Hotel ein. Zu viert entwickelt sich ein gemeinschaftlicher Orientierungssinn, der uns relativ schnell ins Hotel führt. Nun kann die Nacht kommen, wir sind müde aber zugleich satt und glücklich und freuen uns auf einen weiteren großartigen Tag mit besonderen Erlebnissen in Hiroshima. A propos, Strahlungen sind schon lange nicht mehr vorhanden, deshalb können wir bedenkenlos auf Besichtigungstour gehen. Aber erst mal ruft das Bett!